Ein Bericht von Roman Stepan!
Es ist schon länger her das ich, bedingt durch Nachwuchs, Familie und Beruf eine sportliche Herausforderung annehmen und durchführen konnte.
Noch länger her mein letzter Bericht über die Salzkammergut Extrem 2005
https://rc.bikeshop-kreuzer.at/index.php/berichte/archiv/2005/101-salzkammerguttrophy-09072005
Ausgelöst durch den Dolomitenmann 2016 in den Lienzer Dolomiten, den ich mit einem genialen Hobby Team Team Mannersdorf als MTBer bestreiten durfte, war der sportliche Ehrgeiz wieder geweckt.
Als Training musste durch den ewigen beruflichen Zeitmangel fast ausschließlich die Fahrt in die Arbeit herhalten. 2 – 3x pro Woche fuhr ich so 35km mit dem Rad in die Firma nach Wien und wieder zurück.
Nachdem der Sommer vorbei war, das Wetter schlechter, die Tage kürzer schien es mit dem Training auch vorbei. Durch einen Teamkollegen kam ich durch Zufall auf die Idee, meinen Motorroller, mit dem ich ansonsten in die Firma fuhr, durch ein E-Bike zu ersetzen und so mein Training etwas leichter und kürzer, dafür aber täglich zu absolvieren.
Was? E-Bike? Training? Omg, was hatte ich da nur wieder für einen Einfall.
Für einen wahren Sportler ist ein E-Bike so ähnlich wie ein ordentliches Steak für einen Veganer. Die Reaktionen so mancher RR-Fahrer kann man sich so natürlich ganz gut vorstellen, ich nahm mein Projekt dennoch in Angriff, bestellte ein KTM Macina Freeze E-Bike und startete mein Vorhaben. Die Tage wurden kälter, stürmischer, kürzer. Alles keine Problem, dank des Akkus verliert jeder Gegenwind seinen Schrecken und dank des guten Lichtes auch die Dunkelheit morgens und abends! Grundlagentraining 1h morgens und 1h abends konnten so gemacht werden, wo sonst nur der Ergometer bleibt. 1000km im November und 600km im Dezember hatte ich so und auch nicht am Ergometer noch nie erradelt.
So kam die Erweiterung des 24hBurgenland auf Biker gerade recht und bei der Anmeldung war ich einer der ersten.
Podersdorf, 27. Jänner, 6:30: Start Lakemania:
Gemeinsam mit meiner Sonja, die sich ebenfalls angemeldet hat, standen wir unter 130 anderen verrückten Bikern, die sich der Herausforderung See, Eis, Wind, Kälte und Schnee stellten. Nach einer kurzen Begrüßung der Bürgermeisterin von Podersdorf ging es auch schon los. Natürlich auch hier, das E-Bike mit seinen großvolumigen Fatbike Reifen zog den einen oder anderen Blick mit sich, setzten doch die meisten auf leichte Cross (Gravel) Bikes oder MTBs, zum Teil auch mit Spikes.
Und dann ging es auch schon los auf dem Radweg Richtung Weiden, Neusiedl. Von Beginn an schien der Weg mit zusammengepressten Schnee und Eis bedeckt, wie glatt sah ich erst in der zweiten Runde bei Tageslicht. Egal, Grip hatte ich mit den Fatbike Reifen genug und so schob ich mich Fahrer für Fahrer nach vorne, nur nicht in einer Gruppe fahren, war meine Devise… rutscht einer aus, liegen die anderen auch auf der Nase. Das wollte ich, zumindest auf Eis, vermeiden.
Ab Neusiedl wurde der Weg dann weniger eisig, der Südostwind kam immer noch von hinten und so ging es auch ohne Unterstützung vom Motor mit 25-27km/h voran. Da wurde ich dann auch von einem Biker überholt, der dann jedoch kurz innehielt und mir zurief ich soll mich anhängen. Kurz überlegt ob das nicht doch zu schnell sei probierte ich es einfach. Der Puls stieg auf 140bpm, also noch im vertretbaren Bereich… Gemeinsam geht’s ja doch leichter und kurzweiliger war es auch…mit der Zeit schlossen sich noch mehr an und unsere Gruppe wuchs teilweise auf 4-5 Fahrer.
In Oggau gab es die erste Labe, und mit Kaffe Striezel mit Nutella und Tee wurden die verbrauchten Kalorien wieder aufgefüllt.
Oggau-Rust-Mörbisch, der Wind kam jetzt immer mehr von vorne und auch die ersten Anstiege ließen mich das Gewicht von 25kg meines Fat-Bikes spüren und so wurde auch die Unterstützung vom Motor das erste Mal aktiviert.
In Ungarn wurde der Wind nochmals stärker, kam jetzt direkt von vorne. Da sich unsere Gruppe in Oggau aufgelöst hatte fuhr ich jetzt allein, traf mehrere Bekannte und Freunde unter den Gehern, die auf dem Radweg in Massen unterwegs waren.
Bei der Labe in Balf traf ich auch meinen Bike Buddy der ersten km wieder, Zlati war in Oggau nicht stehengeblieben und durchgefahren. Hier in Balf fuhren wir wieder gemeinsam weiter, nach kurzer Zeit holte uns auch Gerhard ein, der bis Oggau auch schon mit uns fuhr.
Nachdem wir dann in die Nähe des Einserkanals kamen, wurde der Wind unser bester Freund und unterstützte und kräftig von hinten. Apetlon, Ilmitz, Podersdorfer Hölle und schließlich kamen wir wieder in Podersdorf an, wo wir uns unser zweites Rundenbändchen abholten.
Jetzt konnte ich so richtig schätzen dass ich mit dem Wohnwagen angereist bin, schön beheizt und warm, wechselte ich mein durchschwitztes Obergewand, füllte meine Reserven auf und war sogleich bereit für die zweite Runde.
Gemeinsam mit Zlati, der auch schon fertig war..(das schöne ist, wir haben nichts ausgemacht wann, wie und wo, es ergab sich einfach) und so starteten wir in die zweite Runde, die ähnlich verlief, mit dem Unterschied das wir jetzt sahen wo wir fahren.
(Foto von Zlati (Podersdorf-Weiden)In Oggau wurde wieder nachgedankt und ähnlich wie in der ersten Runde wurde der Wind wieder stärker. Auch wurde es in Ungarn schon dunkel und im Offroad Teil des Nationalparks war es richtig finster. Nach einem kurzen Stopp passierte es dann auch, wir verloren Zlati, der auf einmal einfach verschwunden war….
Also umgedreht, kurz die Motorunterstützung auf maximal und so fuhr ich zurück in der Hoffnung dass nichts passiert sei und er einfach die Abzweigung übersehen hat, die in der Dunkelheit leicht zu übersehen ist. Gleich darauf sah ich auch schon sein blinkendes Rücklicht in der Ferne. Bald aufgeschlossen (Gottseidank war das mit dem E-Bike leicht gemacht) drehten wir um und als wir wieder komplett waren ging es weiter Richtung Grenze und Podersdorf.
Dann kurz vor Podersdorf bekam ich ein altbekanntes Phänomen, der Mann mit dem Hammer holte mich, ich bekam einen Hungerast. Also Stopp und kurz mit den Mignonschnitten den Zuckerspiegel gehoben.
Bis Podersdorf musste nur auf die vielen Geher und den glatten Radweg Acht gegeben werden, ansonsten erreichten wir das Ziel und ohne viel zu reden war für unsere Gruppe klar, dass wir mit den 220km in 12h40 mehr als zufrieden waren.
Zlati und Gerhard: es war mir eine Freude, wir haben ein gutes Team abgegeben
PS: Und warum mit dem E-Fatbike: Weil es einfach Spaß macht, gerade im Winter auf Schnee und Eis enorme Haftung und Reserven. Ich habe durch die wahlweise Aktivierung des Motors nur c. 60% des Akku gebraucht. Den größten Teil bin ich ohne gefahren. Der Rollwiederstand der 4“ Reifen ist erstaunlich niedrig, wenn auch mit einem untypischen Reifendruck von 1,5bar (normal 0.8bar).
Und ich wollte auch beweisen, dass ein E-Bike für Grundlagentraining hervorragend geeignet ist
Hier noch die Fakten